Windelfrei. Keine Windeln. Weil meine zaghaften Versuche nicht das richtige Ergebnis gebracht haben, bin ich zur ganz oder gar nicht Variante übergegangen. Einfach keine Windeln, anziehen. Auch wenn’s mal daneben geht.
Die Anfänge mit Windeln
Weil ich mich nicht so richtig getraut hat & auch nicht ständig alles nass haben wollte habe ich so begonnen, dass wir Windeln anhatten und sie immer ausgezogen haben und abgehalten haben, wenn wir dachten das „ich muss aufs Klo“ Signal bemerkt zu haben.
Ich bin auch wirklich zufrieden mit der Herangehensweise. Ich konnte mal kennenlernen und hatte nicht gleich den Stress, dass ständig alles nass ist.
Problem bei Windelfrei mit Windeln
Das Problem bei der ganzen Sache war aber: Es ist uns doch sehr oft in die Windel gegangen. Un das ist bei mir zeitweise doch ein wenig auf die Nerven gegangen, weil ich mir doch immer wieder nur gedacht hab: „Das gibt’s doch nicht. Das muss doch klappen. Was machen wir denn bitte falsch?“ und dann kam noch hinzu: „Sch***, schon wieder eine Windel mehr angepatzt. Wieder ein Plastikdrum für den Mist, dass ich eigentlich nie produzieren wollte.“ Und das mit den Plastikwindeln lässt sich mit meinen „Less Waste“ Bestrebungen leider nicht so gut kombinieren. (Warum ich dann keine Stoffwindel verwende? Die die wir haben ist noch immer zu groß, viel zu groß, für unser Baby. Und außerdem: Mehr dazu im anderen Beitrag 😉 )
Irgendwie war ich dann doch zu inkonsequent und bin nicht jedes Mal sofort aufgesprungen, wenn ich dachte das Baby muss. „Na wenn’s daneben geht, ist halt die Windel voll“ – war allzu oft der Tenor.
Und nach mehreren Wochen des „Windelfrei mit Windeln“ musste ich mir eingestehen, dass meine Trefferquote von rund 70% nicht besser wird. Sie hat sogar einen Dämpfer erlitten, als ich wieder begonnen habe zu arbeiten und dann nicht mehr nur auf das Ausscheidungsbedürfnis des Babys konzentriert war, sondern doch auch auf die Arbeit.
Lösung: „Hardcore“ Windelfrei
Die Lösung des Dilemmas, dass nichts weiterging: Einfach richtig probieren. Raus aus der Komfort-Zone. Windel ganz ausziehen.
An einem Wochenende hab ich halt mit dem Versuch gestartet. Am Samstag in der Früh ist die „Nacht-Windel“ runter gekommen und keine frische mehr drauf gekommen.
Bum, ich war schon nervös. Den ersten Tag hab ich wirklich nur aufs Baby geschaut. Viel anderes ist sich nicht ausgegangen.
Die Ausnahmen
Ganz Hardcore gehts dann doch noch nicht. Es gibt Zeiten, da verwenden wir trotzdem Windeln:
In der Nacht: Mein Schlaf ist mir wichtig. Ich glaube der ist auch wichtig fürs Baby, damit ich untertags fit bin. Um nicht ständig wach oder im Halbschlaf im Bett zu liegen und zu warten und zu grübeln, wann das Baby Pippi machen könnte bzw. damit ich nicht mehrmals die Nacht Bettzeug und Unterlagstücher wechseln muss, gibts in der Nacht windeln.
Wenn ich in der Nacht zum stillen aufwache, halte ich das Baby oft vorher auf unseren Nachttopf ab, weil es muss. Dann zieh ich die Windel wieder an. Oder ich muss die Windel wechseln, weil leider schon was daneben gegangen ist.
Beim Fortgehen: Wenn wir das Haus verlassen, dann kommt auch noch eine Windel drauf, weil ich unter Ablenkung einfach noch allzu oft übersehe, dass das Baby muss oder hoffe, dass es sich noch die „2 Minuten“ ausgeht. Und weil ich für unterwegs nicht 5 Wechselgewänder mitnehmen und in der Öffentlichkeit (im Park, der U-Bahn oder sonstwo) das Kind umziehen mag, weils von oben bis unten nass ist.
Den Stress mag ich mir momentan einfach noch nicht antun. Ich glaub da würde die Aufregung über kleine Verbesserungen allzu leicht in Ärger, über die „verpatzten“ Male kippen. Und das mag ich nicht. Ich will nicht irgendwann mal grantig sein, nur weil das Baby Pippi musste. Daher Step by Step und nicht überfordern.
Mein Notizbuch und ich
Ich führe ja gerne Buch. Alles muss genau aufgezeichnet sein.
Ich hab schon ein Stillbuch geführt, in das jedes Stillen mit Uhrzeit und Dauer eingetragen wurde. Ich will ja immerhin wissen, wann und wieviel das Baby isst.
Mit dem Windelfrei-Hardcore-Versuch ist ein weiterer Punkt dazugekommen. Ich hab immer mit genauer Uhrzeit notiert, wenn Pippi gemacht wurde – egal, ob ich es abhalten konnte oder es daneben gegangen ist – und wenn ich „erfolglos“ versucht habe abzuhalten (also wenn ich die Zeichen einfach falsch gedeutet hab und das Baby gar nicht musste).
Ich liebe ja mein Büchlein. Es ist zwar ziemlich aufwändig, immer jede Kleinigkeit einzutragen. Aber ich kann super Statistiken erstellen ^^
Tag 1 & 2 Hardcore Windelfrei
1. Tag Windelfrei, Samstag:
10 Treffer, 8 Mal daneben gegangen, 13 Mal versucht, ohne dass das Baby musste. Insgesamt also 18 Mal an dem Tag Pippi gemacht.
2. Tag, Sonntag:
18 Treffer, 2 Mal daneben gegangen, 15 Mal versucht, ohne dass das Baby musste. Insgesamt also 22 Mal an dem Tag Pippi gemacht.
Die 2 Tage waren schon nervenaufreibend. Und ein paar Sachen musste ich gleich in die Wäsche schmeissen. Aber mein Gott. Gut, dass ich eine Waschmaschine habe.
Und bitte an Tag 2 nur 2x daneben gegangen ist doch eine super Quote?!
Windelfrei geht weiter
Eigentlich wollte ich nur Samstag und Sonntag probieren und am Montag wieder eine Windel anziehen, weil ich ja am Montag wieder arbeiten musst.
Aber als ich die Zahlen gesehen habe, wie oft das Baby aufs Klo geht tat er mir leid. Ich dachte nämlich er geht seltener. Ich hab sicher immer wieder eine Windel angelassen, obwohl die nass war. Und dann ist das arme Baby im Nassen gesessen. Der Gedanke ist so blöd für mich, dass ich einfach weitergemacht hab.
Die Statistiken
Eine Woche später hab ich folgende Statistik:
Durchschnittlich 13,4 Mal am Tag halte ich erfolgreich ab.
Durchschnittlich 5,3 Mal am Tag gehts daneben.
Durchschnittlich 12,4 Mal am Tag halte ich ab und das Baby macht aber nicht Pippi, weil es doch nicht musste. Ich hab die Zeichen also falsch gedeutet oder mein Timing hat noch nicht gestimmt.
Durchschnittlich macht mein Baby also 18,4 Mal am Tag Pippi (beides, ob abgehalten oder daneben gegangen).
Die Nacht ist jeweils miteingerechnet, aber natürlich mit der Unsicherheit, dass ich nicht weiß, wie oft das Baby in der Nacht in die Windel macht. Wenn sie voll ist weiß ich ja nicht ob von 1, 2 oder 3 Mal.
Meine Schlüsse aus den Zahlen
Die Zahlen haben mir deutlich gemacht, wie oft mein Baby wirklich Pippi macht. Erstaunlich oft.
Umso schlimmer: Ich hab bei weitem nicht so viel Windeln gewechselt. Sprich, ich hab mein Baby immer wieder in einer nassen Windel sitzen gelassen.
Oft sind nur 8-12 Minuten zwischen 2x Pippi gehen. Eine Windel braucht aber ein paar Minuten, um die Flüssigkeit aufzusaugen. Sprich, kaum war die Windel halbwegs trocken (so trocken, wie nasse Windeln halt werden), hat das Baby wieder müssen und ist wieder im Nassen gesessen.
Eine schlimme Vorstellung für mich. Ich mag auch nicht in einer nassen Windel sitzen.
Und auch wenn’s mir noch so oft daneben geht. Ohne Windel mach ich alles sofort sauber & das Baby ist wieder trocken. Und das ist mir das Wichtigste, weil ich mir das so viel angenehmer vorstelle und selber auch so lieber haben würde.
PS: Soll keine Verteufelung, der Menschen sein, die ihren Babys Windeln anziehen und wohl nicht 20 Mal und mehr am Tag Windeln wechseln. Aber mein Weg ist es halt nicht 🙂
Fotos by Ramona Weiss.
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