Baby Spirit

Working Mom

Baby & Arbeiten. Von Angst, schlechtem Gewissen, Zeitmanagement & „alles halb so schlimm, dem Baby geht’s gut“..

Kaum zu glauben. Ich arbeite schon wieder fast ein Monat, fast den ganzen Jänner und ich hab das Gefühl als hätte ich nie eine Arbeitspause gemacht. 

4 Monate gesetzlich verordnete Unterbrechung hatte ich. Die ist jetzt schon wieder ein Monat vorbei. 

Ein wenig verunsichert war ich vor meinem erneuten Start ins Arbeitsleben schon. Bisschen ein schlechtes Gewissen hatte ich auch. Ich hab immerhin nicht so viel Zeit für mein Baby, wie andere Mütter.

Aber eigentlich funktioniert alles gut & dem Baby fehlt es auch an nichts.

Warum schon wieder arbeiten?

Naja, was soll man machen, wenn der Arbeitsvertrag keine Karenz hergibt & kündigen auch keine Option ist?!

Die prekären Arbeitsverhältnisse schlagen zu. Auch Karenz gibt’s keine. Ich glaube meine Chefin hätte mich sogar länger freigestellt. Aber unbezahlt lebt sich’s auch irgendwie nicht so gut. Und arbeitslos sein & vom Staat leben will ich auch nicht. Also bleibt nichts anderes über als wieder zu arbeiten. 

Schon ein bissi Bammel

Als ich während der Schwangerschaft erzählt hab, dass ich 2 Monate nach der Geburt wieder arbeiten gehen muss, bin ich immer groß angesehen worden: „Wie soll denn das gehen?“, haben sie mich alle gefragt, „Da hast du ja viel zu wenig Zeit für dein Baby“, haben sie gesagt. 

Hat mich schon alles verunsichert.. Wie wird das werden? Wird das funktionieren? Ist mein Baby dann arm? Vernachlässige ich es? Kann ich das machen?

Kurz hatte ich Zweifel. Dann hab ich mir aber schnell gedacht, dass es eh nicht anders geht und dass ich halt das Beste draus machen werde.

Und die Umstände geben es bei mir auch her, dass alles funktioniert. Ich arbeite nicht Vollzeit, kann mir meine Arbeitszeiten frei einteilen und bin immer nur im Homeoffice. Ich kann also jederzeit aufstehen, wenn das Baby was braucht. Stillen, trösten, spielen, alles ist machbar.
Anders würd’s eh nicht gehen. Also alleine lassen glaub ich könnte ich den kleinen Mann nicht – das würde mir das Herz brechen & ich müsste mir was anderes überlegen.

Und dann hat das Arbeitsleben wirklich wieder begonnen..

2 Monate nach der Geburt war’s dann soweit. Die Tage vor dem Arbeitsbeginn hab ich mir aber zugegeben schon wieder recht intensiv überlegt wie ich das machen werde.. 4 Stunden Freizeit hatte ich bisher nie.. Wo soll ich die 4 Stunden Arbeitszeit pro Tag also abzwacken?

Die ersten Tage waren komisch. Ich musste plötzlich 4 Stunden beim PC sitzen, hab noch dazu einen neuen Aufgabenbereich bekommen und bin deshalb viel eingeschult worden. Nichts also mit freier Zeiteinteilung. 

Ich hatte gerade auch die ersten Tage intensive Unterstützung. Der Kleine ist mir abgenommen worden und ich konnte ungestört arbeiten. (Aber es war verdammt komisch – und nicht gerade schön – dass der Kleine einfach ohne mir spazieren gegangen ist & ich nicht bei ihm war..)

Momente des Zweifelns

Das erste Mal öffentlich (auf Instagram) teilen, dass ich mit Baby arbeite, war nochmal komisch. Mehrere Leute haben mich gefragt warum ich denn arbeite und wie das denn geht. 

Da sind dann schon Zweifel aufgekommen. Ist das Baby nicht arm, wenn ich so wenig Zeit hab? Kann ich immer alle Bedürfnisse befriedigen, obwohl ich einfach so viel Zeit beim PC sitzen muss?

Und manchmal sitz ich wirklich beim Computer und will unbedingt zum Baby, weil ich merk es ist ein wenig unruhig und will eigentlich bespaßt werden. Und wenn ich dann beim Baby sitz, seh ich nur die lange Liste an To Dos und unbeantworteten Mails und will wieder zum PC. Schon eine blöde Situationen.. 
(Bei weinen gibt’s übrigens keine Diskussion oder zu lange To Do Liste. Da muss & will ich zum Baby.)

Arbeitsalltag

Also manchmal gibt’s schon so Momente wo ich sehr hin und her gerissen bin. Eben wenn ich das Gefühl hab der Kleine bräuchte intensive Betreuung und spielen und kuscheln, aber gleichzeitig bimmelt das Telefon und meine Chefin ist dran und hat einen dringenden Auftrag für mich. (Glücklicherweise ist meine Chefin voll lieb und verständnisvoll & ich muss nie arbeiten, wenn’s gar nicht geht. Aber natürlich will ich mein Glück auch nicht überstrapazieren und nicht ständig zu meiner Chefin sagen, dass ich jetzt nicht kann..)

Insgesamt geht’s vom Zeitmanagement aber eigentlich: 

Der Kleine schläft mehrmals am Tag – da wird gearbeitet.

Ich kann beim Arbeiten auch Stillen. Mein Schreibtischsessel ist nämlich so groß, dass es möglich ist das Stillkissen einzuklemmen. Da kann der Kleine dann gemütlich drauf liegen, sich sein Essen schmecken lassen und ich hab beide Hände frei und kann weitgehend normal am PC weiterarbeiten. (Ich muss halt alles griffbereit haben, weil ich keinen großen Bewegungsradius mehr hab ^^)

Und weil der Kleine wirklich ein zuckersüßes, mega braves und ultra pflegeleichtes Baby ist, kann ich ihn sogar mal für 20-30 Minuten „weglegen“. Unter dem Spielebogen oder mit Mobile ist er glücklich und zufrieden, schaut sich seine Tierchen an, sich in den Spiegel oder knistert am Knisterspielzeug herum.

Außerdem gibt’s immer wieder Zeiten, in denen ich das Baby „abgebe“. Da spielt der Papa, die Oma kommt zu Besuch oder eine Tante bespaßt das Baby im Nebenzimmer.

Aber natürlich – für meine 4 Stunden Arbeitszeit pro Tag brauch ich meisten den ganzen Tag und arbeite verteilt von 8 bis 20 Uhr ^^ Gleich in der Früh gibts eine Einheit, dann Pause, dann nochmal arbeiten, dann Mittagspause, dann nochmal bisschen zum PC, dann längere Nachmittagspause zB mit einem Spaziergang und am Abend nochmal arbeiten. Und dann darf ich auch endlich – wenn der Kleine es mir „erlaubt“ – schlafen gehen.  Der Tag ist halt leider ziemlich „angepatzt“ mit arbeiten. Aber naja, dafür kann ich dazuwischen auch immer mit dem Baby spielen!

Und das ist ja die Hauptsache. Immer Zeit für’s Baby haben, wenn’s wirklich notwendig ist. Wenn er weint, geh ich hin. Und wenn er lacht, geh ich hin. Wir blödeln trotzdem den ganzen Tag über. Nur halt nicht ununterbrochen.  

Meine 2 besten Freunde beim Arbeiten (neben den Babysittern): Spielebogen und Hochstuhl mit Fledermaus. Wenn er sich was anschauen kann ist der kleine Mann schon zufrieden.

Geht’s dem Baby schlechter, weil ich arbeiten gehe?

Nein! Ich glaub nicht. 

Immer wenn er was braucht bin ich da. Ja, er muss auch mal alleine spielen. Oder er ist beim Papa oder bei der Oma. Aber warum geht’s ihm dabei schlechter?

Immer wieder frag ich mich das: „Geht’s dem Baby schlecht (oder schlechter), weil ich berufstätig bin?“ Aber dann schau ich mir den Kleinen Mann an: Ein Baby das den ganzen Tag lacht. Immer und überall strahlt und gluckst er vor Freude. Und mal ehrlich. Lachen Kinder, denen es nicht gut geht, ständig? Ich denke nicht. 

Deshalb: Mal lieber weniger schlechtes Gewissen haben oder sich eines einreden lassen & machen was man mag (oder vlt. muss), so wie es für einen ins eigene Leben passt. 

In diesem Sinne.. ich geh jetzt mal wieder arbeiten ^^ 

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