Natur Spirit

Stadttiere & ihre Antworten für uns

Stadttiere

Immer wieder die gleichen Gedanken: „Wie machen die das?“, Die Stadttiere, die halten mit uns schon einiges aus & zeigen uns dabei so viel.

Neue Freundschaften

Ich hab neue Wege und Routen. Sie mich mitten durch die Stadt – durch Neubaugebiet. All diese neue Architektur: Karge, sterile, farblose Riesengebäude, klare Linien, Betonwüste. Eine lebensfeindliche Landschaft für mich.

Und doch: So viele Tiere wie dort habe ich in meinem ganzen Stadtleben noch nie zu Gesicht bekommen.

Es ist fast ein Schock, wenn ich mir das so vor Augen halte. 

In dieser Umgebung, in der die Natur so wenig präsent zu sein scheint, ist sie durch die vielen Stadttiere doch so vertreten.

Einen Hasen habe ich entdeckt. Als erstes. Mittlerweile weiß ich es sind mindestens 2 Hasen. Die leben im Garten eines Kindergartens.

Enten leben beim Wasserbecken.

Ich hab Bachstelzen gesehen. Noch nieeeee vorher durfte ich die in Wien sehen. Und dann im Neubaugebiet.

Die üblichen Vogelfreunde – Krähen, Tauben, Amseln, Kohlmeisen, Spatzen und Rotschwanzerl alias Hausrotschwanz – sind zahlreich vertreten.

Aber auch Turmfalken haben sich bereits gezeigt.

Aja und eine Streunerkatze oder -kater? (Who knows..)

 

Es sind einfach so unglaublich wie viele Tierfreunde ich schon treffen durfte.

Und das einfach mal im Neubaugebiet. Wo ich doch immer so geschimpft hab, dass das die ur blöde Gegend ist, weil da ja nichts ist, außer ein paar Krewecherl von neu eingesetzten Bäumen mit Plastik-Wasser-Sack drum herum.

Fragen an die Stadttiere

Und seit einer Begegnung geht mir diese eine Frage an die Stadttiere nicht mehr aus dem Kopf:

Aber Halt! Zuerst noch die Begegnung:

Ich gehe mit meinem Kleinen im Kinderwagen. Eigentlich renne ich fast. Ich war spät dran. Wir hudeln also im Sauseschritt und ich bemerk dann, dass wir uns ziemlich Flott einem Entenpaar nähern.

Die zwei Enten sitzen ganz gemütlich neben dem „Beckenrand“ eines kleinen, künstlich angelegten Gewässers. Eigentlich wirklich ein 5cm tiefes, langes, rechteckiges Wasserbecken mit bissi eingesetzten, aber zu der Jahreszeit grad zurückgeschnittenem „Seegestrüpp“. Die Enten sitzen halt so neben dem Wasser. Die Ente, den Kopf nach hinten gedreht und den Schnabel tief in ihren Federn vergraben. Na so wie Enten halt rasten. Der Erpel schaut noch, ist aber auch sehr entspannt.

In dem Moment als ich die Enten so richtig wahrgenommen hab, bin ich automatisch etwas langsamer geworden. Weil ich sie natürlich nicht aufschrecken wollte. Aber zu langsam konnte ich auch nicht werden – ich war ja schließlich schon wieder einmal mega spät dran. Also hab ich mich entschieden nicht mehr gar so schnell zu gehen, dass ich eigentlich schon fast laufe, sondern nur mehr normal, aber schnell zu gehen.

Ich bin also schon flott an ihnen vorbei und hab damit gerechnet, dass sie wegwatscheln oder zumindest mal sehr irritiert schauen und das Geschehen genau beobachten. Ich musste nämlich knapp an ihnen am gleichen Weg vorbei. Ich konnte vlt. 1,5m von ihnen Abstand halten.

Aber was war? Nichts. Im Gegenteil: Der Erpel hat auch noch den Kopf zurückgedreht, gaaaanz chillig seinen Schnabel in die Federn gesteckt und die Augen zu gemacht.

„WTF???????!!!!!“, hab ich mir nur gedacht. „Wie kann das sein? Da rennt wer, mit Kinderwagen – aus Perspektive einer Ente ja ein riesiges, mobiles Ungetüm mit beweglichem, schreiendem Inhalt – an ihnen vorbei und anstatt zumindest voll aufmerksam für die drohende Gefahr zu werden, legen sich die einfach schlafen? Das kann’s ja eigentlich nicht sein, oder?“

 

Seither stell ich mir jedes Mal, wenn ich ein Stadttier sehe, dass recht entspannt einfach seinen Tätigkeiten nachgeht, ohne sich von Menschen und deren starrenden Blicken stören zu lassen:

„Wie kannst du so bei dir bleiben und dich so gar nicht von anderen stören lassen?“

 

Und da kommen ja noch so Fragen „drum herum“:

„Wie kannst du so entspannt einschlafen, während 1,5m neben dir, jemand vorbeihastet?“ Also ich könnte da nicht schlafen…. Ich würde mich da nicht sicher fühlen, wenn ich wem den Rücken zugedreht hab, Augen zu, am Boden liegend… Ich würd mich da recht schutzlos, ausgeliefert, ungeschützt, … fühlen. Jedenfalls nicht wohl oder entspannt.

„Wie kannst du so abschalten und einfach unbeirrt weiter fressen, wenn dich wer so richtig anstarrt und beobachtet?“ Also ich liebe ja Vogelbeobachtungen. Ich starre sie alle an. Und dann gibt’s die Vögel, die sich sehr wohl beobachtet vorkommen und die Situation verlassen. Die Vögel bei denen ich versuche nicht so direkt hinzustarren, sie nur im Blickfeld zu behalten, aber nicht fokussiert hinzusehen. Die Vögel für die ich immer ganz beschäftigt tu, als hätt ich eh was ganz wichtiges zu tun und als würd ich sie gar nicht beachten. Na die halt bei denen ich nur so hinlinse. Aber dann gibt’s eben auch die Vögel, wie die Enten oder unsere lieben Spatzenfreunde, die einfach ganz unbeirrt zu ihren Meisenknödeln fliegen und fröhlich naschen, auch wenn ich mit meinem Kleinen – der sich auch mal hektisch bewegt & plötzlich losbrüllt – nur einen guten Meter entfernt stehen und direkt hingaffen.

Welche Fragen an die Stadttiere sind für uns wohl relevant?

Und auch wenn das schon sehr praktische und spannende Fragen sind…

Aber was bedeutet das übertragen auf unser Leben?

 

Wie schaffen diese Stadttiere das so bei sich zu bleiben?

So in ihrem Fokus auf das was sie gerade tun wollten zu bleiben, dass sie sich nicht stören oder ablenken lassen? Vielleicht schauen sie kurz – manchmal – aber sie kommen sofort in „ihren“ Fokus zurück.

Das kennst du sicher: Du bist grad voll konzentriert, arbeitest an einem wichtigen Projekt & dann plötzlich sagt wer zu dir: „Hey! Schau mal! OMG! Hast du das schon gehört. Hast das schon gesehen?“ Und du schaust zu der Person und bähm. Weg ist die Konzentration. Du lässt dich in das Gerede der Person hineinziehen und hast den Fokus von dir abgezogen.

Und du musst dir ja vorstellen, bei den Stadttieren bleiben ständig Leute stehen, vlt. Kinder und die sagen und brüllen dann voller Enthusiasmus und Aufregung: „Schau mal, schau mal! Der Hase sitzt da! Wow!!!! Ist das nicht toll? Schau da, da sitzt er! Mahhhhh, wie macht’s denn der Hase? Wow, wie toll, dass wir den da gerade sehen!“

Also ich könnte da nicht ruhig und voll in meinem Fokus bleiben.. Die Stadthasen aber schon! I know! Weil jedes Mal, wenn ich an ihnen vorbei geh und sie bemerke bin ich der lästige, überenthusiastische Mensch, der den Kinderwagen rumreisst und zu meinem Kleinen hinjapst: „Schau, wow! Dort! Dort ist das Hasi!! Uhhhhhh!!!“

Also wie können die trotz dieser immensen Ablenkung in ihrem Fokus bleiben?

Boa – beim Thema Fokus können wir von den Stadttieren einiges lernen.

 

 

Wie schaffen diese Stadttiere das so unbeirrt zu bleiben? Dass sie sich nicht von blödem Gerede oder Gegaffe von Passanten von ihrem Ziel abbringen lassen.

Wie schaffen die das, dass sie sich nicht beirren lassen, wenn da Leute stehen und sie argwöhnisch beobachten? Du könntest sagen: „Da weil Viecher ja zu blöd sind. Die verstehen ja gar nichts.“ Aber das glaub ich nicht. Will ich auch nicht glauben. Ich bin fest davon überzeugt, dass Tiere das mitbekommen, wenn wir sie anschauen und abschätzig denken: „So ein blödes Viech. Das macht das ja ganz falsch. Warum stellt es sich den so deppat an. So ein Trottl-Viech.“ Aber sie machens trotzdem so: Weil sie aufgrund ihrer Konstitution keine andere Möglichkeit haben. Oder vielleicht weil sie es trotzdem so probieren wollen. Oder vielleicht weil sie sich denken: „Ach Mensch, schau mal zu und lerne.“

Da sagen die Tiere zu mir übrigens ganz oft. Weil wir können so unglaublich viel von ihnen lernen! Wenn wir nur offen sind und gscheit hinschauen und hinhören!

Was dürfen wir von den Stadttieren lernen?

Vielleicht schaffen die das, weil sie schon so viel gelernt haben. Vielleicht dürfen wir hinsehen & wiederum von ihnen lernen?

Ich glaub das geht klar:

 

Vielleicht liegt es an ihrer Fähigkeit die Lage einzuschätzen. Blitzschnell.

Wiederholung. Gewisse Abläufe oder menschliches Verhalten erleben Stadttiere öfter. Sie haben ein Muster dafür, das sagt ihnen, dass diese Menschen, die so aufgeregt auf sie hinzeigen sind nicht gefährlich. Das sind ihre Freunde, weil sie sich so freuen sie zu sehen.

Vielleicht haben sie gelernt einiges auszublenden. Die ständige Gefahr, dass jemand kommt und ihnen an die Federn oder Fell will ist da. Ja. Aber es bleibt nur der Lebensraum, den sie sich mit den vielen Menschen teilen müssen. Wenn sie da immer in panischer Angst gefangen sind und vor jeder Bewegung flüchten, ist das auch kein Leben. So nach dem Motto „zu Tode gefürchtet ist auch gestorben“ blenden sie gewisse, „kalkulierbare“ Gefahren aus. (Sie haben ja schon gelernt, dass die Menschen ihnen eig. nichts tun. Als gehen sie mal davon aus, dass sie ihnen auch weiterhin nichts tun werden.)

Vielleicht haben sie „Notfallsensoren“. Sie beobachten nicht aktiv, aber sie haben immer ein offenes Ohr und bei gewissen Signalen wird der Notfallmodus eingeschaltet und geflüchtet. Das hast du vielleicht auch schonmal erlebt: Es sitzt ein Vogerl am Ast, es singt ganz friedlich und urplötzlich, ohne für dich ersichtlichen Grund fliegt es in Panik, blitzschnell weg und ist auf und davon.

 

Das können wir auch lernen:

  • Beobachte & lerne so die Lage einzuschätzen. Sei aufmerksam und beobachte mal. So kannst du abschätzen und vorhersagen, was wohl passieren wird. In einem gewissen Maß ist das super, um dir Sicherheit zu geben.
  • Leg dir ein Muster an, dem du vertraust. Dann kannst du gewisse Routinen einfach energiesparend „abspielen“. (Nur nicht zu viele – sonst wird’s fad. Wir als Menschen haben genug Energie und dürfen sie mit Komfortzonenerweiterungen ruhig auch mal „verpulvern“!)
  • Blende gewisse Dinge aus. Es muss nicht alles für dich von Interesse sein. zB was dein Nachbar über dich und deine Berufung sagt, kann dir ja echt wurscht sein.
  • Hab Notfallsensoren, für Warnsignale. Wenn du so ein Warnsignal bemerkst, dann verlass den Fokus sofort und reagiere auf die Situation.

 

Das wichtigste: Es braucht immer eine  B a l a n c e !

Ein Stadttier kann wohl nicht leben, wenn es immer nur von Angst verfolgt wird, weil jeder Mensch ihn sofort ums Eck bringen will.

Ein Stadttier wird aber auch nicht überleben, wenn es komplett achtlos und teilnahmslos ist.

Die Stadttiere zeigen uns, dass auch wir in die Balance kommen dürfen. Die Balance zwischen uns umsehen und uns Impulse von Außen holen & bei uns bleiben und unser Ding machen.

Wieder mal ein Beispiel wie viel wir von Naturbeobachtungen lernen können.

Weil die Natur und ihre Bewohnerinnen unsere Neugier weckt. Uns anspornt hinzusehen. Uns mit Dingen auseinanderzusetzen.

Schwubs stellen wir uns Fragen & das ist der wunderbare Beginn von Lernen und Weiterentwicklung.

Danke liebe Natur, dass du uns dazu immer und immer und immer wieder ermunterst!

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